School of Magic

Kirstys Bett war unberührt. 

Victor schlief noch.

Agan schminkte sich weiter, bis seine Schuppen nur noch wie ein übler Hautausschlag aussahen. Er kannte das Mädchen noch nicht, aber er hatte so das Gefühl, dass sie eher auf der Seite der Mobber stehen würde. Na ja, wie auch immer, er wusste ja, dass er vollkommen normal war. 

Auriel war gerade dann fertig, als Victors Wecker klingelte.

Victor schmiss den Wecker gegen die Wand und drehte sich rum.

Auriel zuckte zusammen. "Victor, aufstehen." Er schüttelte ihn leicht an der Schulter. "Wir müssen zum Frühstück und dann in den Unterricht." Es konnte ihm egal sein, aber der Junge war wenigstens vernünftiger als das hysterische Weib, was Angst vor ein paar Schwanzträgern hatte.
Agan kam aus dem Bad. "Bin fertig..."

Kirsty fand es nicht toll, den ganzen Tag mit Regenschirm im Zimmer rumlaufen zu müssen, weil Agan die Schnauze aufmachte. Sie hatte die Nacht im Garten verbracht. 
"Geh doch!" Victor schob seine Hand weg.

"Ich geh ssssson mal." Agan ging in den Frühstücksraum, holte sich eine Portion Frühstücksflocken und setzte sich an einen leeren Tisch, wo er zu Essen begann. Insgeheim fand er es schade, direkt nach seinem Aussehen beurteilt zu werden, würde das aber nie zugeben.

"Gerne. Und dann komm ich mit nem nassen Lappen wieder." Auriel grinste und ging ins Bad, um einen Lappen zu holen.

Kirsty holte sich zwei Brötchen. Sie setzte sich wieder abseits von den anderen. 

"Mach das, und ich bring dich um!"

"Das wagst Du nicht." Auriel kam mit einem nassen Lappen wieder und ließ einige Tropfen auf Victor tröpfeln. "Eins... zwei..."

Agan löffelte die Flocken missmutig in sich hinein und beobachtete eine Maus, die aufgeregt zwischen den Tischen umher lief und offenbar panisch war. Als sie bei ihm angekommen war, fing er sie schnell ein und hob sie sanft hoch. "Hallo Du."

Victor schlug ihm in die Eier. "Rührei."  

Kirsty mümmelte zwei trockene Brötchen.

Auriel schrie auf und ließ den eiskalten Lappen genau auf sein Gesicht fallen. "Du Wichser!", knurrte er und ging in die Knie. "Argh... das wirst Du büßen..."

Agan brachte die Maus vorsichtig nach draußen in den wilden Garten und ließ sie dort frei. Währenddessen stahl ein Typ seinen Schal, der auf seinem Platz liegen geblieben war, und kippte die Cornflakes aus.

Victor warf den Lappen weg. "Ich hab gesagt, du sollst es sein lassen. Wer nicht hören will, muss fühlen." -.- 

Kirsty mümmelte weiter.

"Steh jetzt auf, der Unterricht beginnt gleich." Auriel rappelte sich auf und zog sich schnell an. War ihm doch egal, was Ficktor jetzt machte.

Agan kam dann wieder in den Frühstückssaal und sah den Schlamassel. "Oh nein.", murmelte er und holte einen Eimer, um die Sauerei weg zu machen.

Kirsty mümmelte weiter. Sie machte sich ganz klein.

Victor stand nicht auf.

AAuriel machte sich weiter für den Unterricht fertig. "Wenn Du liegen bleibst, kriegst Du Nachsitzen, das weißt Du, oder?"

Agan stellte den Eimer ab und bückte sich gerade runter, um den Lappen einzutauchen, als er plötzlich einen kräftigen Schubs bekam und hinfiel, der Eimer flog durch die Wucht nach oben und landete mitsamt Inhalt auf seinem Rücken.

"Kann dir doch egal sein..." 

Kirsty sah auf. Sie hatte keinen Bedarf sich in so einen Tumult zu stürzen und enthielt sich lieber.

"Da hast Du wohl Recht, aber ich wollte nur nett sein, nachdem wir bisher nicht mal mehr als die Namen voneinander erfahren haben." Auriel begab sich dann auf den Weg zum Frühstücksraum.

Als Agan sich aufrappelte, waren die Angreifer schon wieder an ihren Tischen und aßen unschuldig vor sich hin. Seufzend wrang er sein Oberteil aus und holte einen neuen Lappen, um das ganze Wasser wegzuputzen.

Nett... bla bla bla. Soll er doch seinem komischen Bruder den Arsch pudern?


Kirsty war dann fertig. Sie schlich sich auf ihr Zimmer und holte eine Tasche mit ihren Schulbüchern.

Auriel sah, wie sein tropfnasser Bruder das Wasser aufwischte, und ging ihm mit einem zweiten Lappen zur Hand. Zusammen waren sie relativ schnell fertig und Agan ging eben aufs Zimmer, um sein tropfnasses Oberteil zu wechseln, während Auriel schon einmal ins Klassenzimmer ging.

Kirsty packte gerade ihre Tasche für die Schule. Sie sah erschrocken auf, als Agan reinkam.

Agan war tropfnass und zitterte ein wenig. Er beachtete Kirsty nicht weiter, sondern ging nur zum Kleiderschrank, holte ein frisches Oberteil hervor und zog sein altes aus. Im Übrigen war er gewaschen und roch nur ein ganz klein wenig nach Deo.

"W-w-was... t-t-tust du h-hier?"

Agan sah auf. "Ich wollte nur ein frissses Ssssirt... Ich... geh ssson...", murmelte er, zog sich das frische Shirt schnell über den Kopf und hob seinen und Auriels Schulranzen auf. Seine Haare tropften ebenfalls und er wirkte insgesamt ziemlich bedröppelt.

Kirsty wartete, bis er endlich weg war. Sie traute ihm nicht wirklich.

Victor war beim Frühstück.

Agan vergrub seine Nase wieder in einem Buch (wie fast jede Sekunde seit seiner Ankunft) und ging zum Unterricht. In dem Raum stand auf jedem Platz der Name von dem Schüler. Auriel saß neben Victor, während Agan wohl neben einem Mädchen namens Kirsty saß. Den Namen hatte er noch nicht gehört, also wusste er nicht, wer neben ihm saß. Stattdessen las er lieber.

Victor kam irgendwann mal im Klassenraum an. Er schmiss seine Tasche unter den Tisch und pflanzte sich auf den Stuhl.

Kirsty kam noch später als Victor. Sie sah sich unsicher um und wäre am liebsten wieder gegangen.

Auriel saß auf seinem Platz und schrak hoch, als Victor sich neben ihn pflanzte. "Oh, Dornröschen ist erwacht.", stellte er fest und holte seinen Block, sowie zwei Schulbücher hervor. Das Mädchen registrierte er gar nicht, sondern holte lieber Stifte hervor und kritzelte ein wenig auf seinem Block herum - hauptsächlich Äxte und Schwerter.

Agan bemerkte gar nicht, dass die beiden anderen hereingekommen waren, sondern las weiter in seinem Buch und bewegte sich sonst bis aufs Atmen nicht. Das Klassenzimmer war auch bis in die hintersten Reihen besetzt, nur noch der Platz neben ihm war frei.

"Halt die Klappe, sonst gibts noch Spiegeleier." Victor legte gelangweilt die Füße auf den Tisch. Endlich musste er nicht den perfekten Sohn spielen und konnte sich benehmen, wie er es immer wollte. 

Kirsty setzte sich zögerlich auf ihren Platz.

"Hey, ich bin ein toleranter Mensch. Wenn Du keine hast, ist das völlig okay.", sagte Auriel in einer zuckersüßen, pseudo-toleranten Stimme und grinste leicht. "Ich meine, nur weil Du anders bist, musst Du ja nicht Deine Wut an denen auslassen, die nicht so wie Du sind."

Agan registrierte sie kurz, sagte aber lieber nichts und las weiter schweigend vor sich hin. Ab und zu musste er unwillkürlich züngeln, sodass er sich irgendwann einfach auf die Zunge biss und sich ab und zu am rechten Arm, wo sein Ausschlag ziemlich übel zu sein schien, kratzte.

Victor schwieg und ignorierte ihn. 

Kirsty sah auf ihre Schuhe und schwieg.

Die lispelnde Lehrerin vom Vortag kam herein. "Fo liebe Schüler, fön, Euch zu fehen. Ich bin Frau Fof, aber Fie können mich Rainbow nennen.", stellte sie sich vor. "Jeder Füler ftellt fich jetzt bitte der Klaffe vor. Kirfty, fangen Fie doch bitte an."

Kirsty erstarrte und schüttelte den Kopf. 

Victor seufzte laut.

"Na kommen Fie, nicht fo füchtern. Wir find doch allef Freunde hier im Raum.", forderte die Lehrerin sie auf und tänzelte zu Kirstys und Agans Tisch, um Agans Buch zuzuklappen. "Agan, bitte hören Fi Kirfty genau zu."

Ich... ich bin bestimmt nicht deine Freundin, dachte Victor. 

Kirsty rückte weg von der Lehrerin und schüttelte eifriger den Kopf.

"Deine Fwingungen find fohl fehr negativ. Nun gut, machen fir erft einmal feiter. Agan, würdeft Du diefe Runde eröffnen?" Agan sah auf und schüttelte leicht den Kopf. Die lachen doch nur, wenn sie mich hören. "Ach bitte." "Ich bin Agan...", begann Agann zögerlich. "Ich bin sssssechsssehn Jahre alt..." :s

Kirsty schwieg weiter und blieb so sitzen.

"Und klingst wie ein Trottel!", rief jemand dazwischen. Die Lehrerin ignorierte es und sah Agan auffordernd an. "Lof lof, feiter! Was haft Du fo für Hobbyf?" "Lessssen.", murmelte Agan und züngelte einmal kurz, biss sich dann aber auf die Zunge. "Mehr nicht."

Kirsty zuckte zusammen, als dieser jemand dazwischen rief.

"Okay... Fictor? Faf ift mit Dir?", ging die Lehrerin weiter und sah Victor auffordernd an. 
Agan schielte kurz zu ihr, sah dann aber wieder auf sein Buch und versuchte, sich zu konzentrieren. Er bemerkte nicht, wie Spuckekügelchen und Kaugummis in sein Haar geschossen wurden.

"Ich heiße nicht FICTOR! Alter, lern mal vernünftig sprechen, verdammt." 

Kirsty zuckte wieder zusammen.

Agan zuckte nicht zusammen, sah aber kurz auf. "Alter.", murmelte er vor sich hin und widmete sich dann doch wieder lieber seinem Buch, um eventuellem Ärger aus dem Weg zu gehen. Einige der Kügelchen fielen aus seinen Haaren, wurden aber sofort durch neue ersetzt.

"Ich kann nichtf für meinen Fprachfehler. Bitte ftell Dich einfach der Klaffe for."

"D-d-du... w-w-wirst... bespuckt!"

"Ich heiße Victor. Bin 17 Jahre. Und will gar nicht hier sein."

Agan sah auf, fasste sich ins Haar und zog einen Kaugummi heraus. "Oh... ja, dassss passsssssiert öftersssss.", murmelte er. "Man gewöhnt ssssich daran." Er zog zwei weitere Kaugummis aus seinen Haaren und pflückte eins von seiner Schulter, um es in Papier einzuwickeln und zum Mülleimer zu bringen.

"Farum nift?"

"Wieso sollte ich? Ich meine, was wollen SIE mir schon beibringen?" O_o

Kirsty schwieg dann wieder.

"Wirft Du fon fehen, fertrau mir einfach mal.", lächelte die Lehrerin und ließ sich die Schüler weiter vorstellen. Irgendwann kam sie auch bei Auriel an. "Auriel? fei fo gut."
"Ich bin Auriel, achtzehn Jahre alt und hasse Unterricht und Esoterik."

Kirsty schwieg weiter. 

Victor gähnte genervt.

Dann machte die Lehrerin Unterricht. Sie unterrichtete Deutsch, machte aber mehr eine Geistesreise daraus, als wirklichen Unterricht.

Kirsty machte nicht wirklich mit und meldete sich nie.

Victor war von dieser Frau genervt.

Agan meldete sich nicht, sondern vertiefte sich ganz in sein Buch. Er wusste, dass man ihn sonst wieder für seinen Sprachfehler auslachen würde. 

Auriel machte nur wenig mit und beobachtete lieber Agan, um sicher zu stellen, dass er nicht beworfen wurde. Wer es versuchte, bekam eine Alukugel gegen den Kopf.

Kirsty schwieg eisern weiter.

Victor seufzte.

Nach einer schier unendlichen Weile klingelte die Pausenglocke. Agan und Auriel beeilten sich, ihre Taschen zu packen und auf den Schulhof zu gehen. Auriel folgte Agan wie ein schattenhafter Wachhund.